ARD: Doku über AWD-Gründer wird ausgestrahlt – Empörung
DIENSTAG, DEN 11. JANUAR 2011 UM 14:55 UHR
Trotz Intervention des Medienanwalts Matthias Prinz will die ARD eine Dokumentation über den Finanzunternehmer Carsten Maschmeyer an diesem Mittwoch (21.45 Uhr) senden.
„Bislang gibt es nichts, was einer Ausstrahlung der Dokumentation entgegenstünde“, sagte NDR-Sprecher Martin Gartzke am Dienstag auf Anfrage.
Bei der redaktionellen Abnahme des Films „ARD-exclusiv: Der Drückerkönig und die Politik. Die schillernde Karriere des Carsten Maschmeyer“ habe auch das NDR-Justiziariat mitgewirkt.
Der Hamburger Anwalt Prinz hat nach eigenen Angaben für seinen Mandanten ein umfangreiches Schreiben an alle ARD-Intendanten geschickt. Darin werden die Intendanten aufgefordert zu prüfen, ob der Film die journalistische Sorgfaltspflicht erfülle. Es gebe hieran Zweifel, da sein Mandant Maschmeyer nicht Gelegenheit erhalten habe, angemessen zu Wort zu kommen. Es habe zwar immer wieder Interviewanfragen, aber keine konkreten Fragen gegeben, die sein Mandant gerne beantwortet hätte, sagte Prinz der Nachrichtenagentur dpa.
Empörung über Versuch, ARD-Anstalten unter Druck zu setzen
Dagegen heißt es in einer NDR- Pressemitteilung, Maschmeyer selbst habe sich mehrere Monate lang einem Interview verweigert, bis ihn der Reporter Christoph Lütgert „vors Mikrofon“ bekommen habe. Stephan Wels, Leiter der Abteilung Innenpolitik beim NDR, sagte am Dienstag bei der Pressevorführung in Hamburg, der Film liefere keine neuen nachrichtlichen Erkenntnisse, vielmehr handle es sich um „eine pointierte Zusammenschau“ über Maschmeyer und seine Arbeit bei AWD.
Unter anderem kommt eine Mitarbeiterin der Zeitschrift „Finanztest“ zu Wort, die eine Einschätzung zu den Finanzprodukten und dem Beratersystem bei AWD abgibt. Beleuchtet wird auch die Verbindung Maschmeyers zu prominenten Größen der deutschen Politik wie etwa Bundespräsident Christian Wulff, Ex-Arbeitsminister Walter Riester (SPD) und Politikberater Bert Rürup, der lange Zeit mit der Bundesregierung zusammengearbeitet hat.
Maschmeyer war bis zum 31. März 2009 langjähriger Co- Vorstandsvorsitzender der von ihm gegründeten Finanzvertriebsgesellschaft AWD Holding AG. „Ungezählte AWD-Kunden klagen heute über den Verlust sämtlicher Ersparnisse und ihrer Altersvorsorge“, heißt es in der NDR-Pressemitteilung zum Film.
Der Vorgang, die einzelnen ARD-Anstalten unter Druck zu setzen, um die Ausstrahlung eines Film im Ersten zu unterdrücken, sei neu, die Empörung im Senderverbund entsprechend groß, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ am Dienstag.
Maschmeyer ist eine schillernde Persönlichkeit, die nicht immer für positive Schlagzeilen sorgte. So hatte der umtriebige Unternehmer 1998 vor der Landtagswahl in Niedersachsen mit einer anonymen Werbekampagne den Wahlkampf von Ex-Kanzler Gerhard Schröder unterstützt. Der wiederum setzte sich für das System der privaten Vorsorge ein und damit indirekt für ein Geschäftsfeld von AWD. Bereits vor knapp 20 Jahren gründete Maschmeyer die AWD Stiftung Kinderhilfe, die Kindern in Existenznot unter die Arme greift, um ihre Bildungschancen zu erhöhen.
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